Morgen im Park
Ich laufe mit dem Kopf auf meinen Schultern,
aber den Gedanken weit voraus
und halte inne.
Vor mir springt ein Eichhörnchen davon,
oh glorreicher Tag,
es ist sogar ein schwarzes.
Mein Herz wird gefesselt von dem Moment
und zwingt mich zum Verweilen,
zum Setzen, zum Schauen, zum Einatmen.
Werden unsere Kinder einen gleichen Morgen sehen?
Den feurigen Auftritt der Dämmerung?
Wird das Gras so zerbrechlich grün sein, wie es jetzt scheint?
Werden die mit Raureif überzogenen Halme die Wiesen
noch in einen glitzernden See verwandeln,
voll Tropfen und Tröpfchen?
Das Leben fährt um den Park herum an diesem Morgen,
wie als wäre er die grüne Lunge,
das samtene Herzstück der Stadt,
von dem heilig und still das Leben ausgeht.
Spinnenweben spannen, heben
zwischen kargen Ästen im Gestrüpp.
Feuchtes, vollgesogenes Moos bedeckt die Erde wie einen Teppich,
die Bäume wie einen Freund.
In den Wurzeln der Baumriesen sind kleine Pfützen entstanden,
Teiche, Tümpel, auf denen das Herbstlaub vom letzten Jahr dümpelt.
Eine Amsel gräbt das Beet vor mir nach Würmern um.
Die Meisen hüpfen von Ast zu Ast, hoch oben,
und stimmen in den Zweigen eine Ode an den Frühling an.
Ein winziger Grashüpfer springt mir auf die Hand in Neugier.
Hinter mir ein Kreis von Rentnern
beim Recken und Strecken von alten Knochen
unter den knochigen Bäumen,
die ihre Urgroßeltern angepflanzt haben.
Neben mir eine Thermoskanne voll des dampfenden Tees,
ein Fasnetsküchle in der Hand,
ungefüllt und pur,
mit einer leichten Spur von Senf.
Mein Schoß füllt sich nach und nach mit Zucker,
als wäre der Schnee wieder zurückgekommen.
Das flache Sonnenlicht tastet sich zögerlich hervor,
birgt Schatten für Schatten unter seinen Fittichen.
Kommt hervor ihr Sonnenstrahlen,
spielt mit mir und tanzt mir auf der Nase herum.
Kitzelt die Schöpfung, bis sie lacht!
Er riecht nach Naseputzen und Fasnetsküchle,
nach einem Hauch von getautem Schnee.
Der Tag muss die Welt erst noch mit Düften füllen.
Ich will es festhalten, fotografieren,
mit Blicken im Gedächtnis drapieren.
Doch finde ich nichts,
was diesem Augenblick gerecht werden kann.
Denn wie kann ich halten,
was doch nur ich sehe und mit Bedeutung belege?
Warum scheint es ein Bedürfnis zu sein,
den Moment aufzuheben
und in eine Truhe zu packen zu wollen,
direkt neben die Erinnerungen vergangener Reisen?
Vielleicht, weil wir wissen, dass sich Dinge ändern.
Wir haben es gesehen. Es ist uns selbst geschehen.
Ein kleiner Junge kommt mit seiner Mama auf einem der vielen Wege daher
und fängt an, Tauben zu verjagen.
Ein Kindergartentrupp stapft durch die Wiesen.
Das Leben ist im Park angekommen.
Es ist Zeit.
Ich mache mich auf aus meinem Versteck,
zurück ins Leben.
Mit Zuckerkrümeln rund um meinen Mund,
als süße Erinnerung an den Morgen im Park.