Lachen verbindet. Lachen bringt Freude. Lachen steckt an und ist damit wohl eine der besten Krankheiten überhaupt. Lachen kann man laut – ein schallendes Gelächter, oder leise – wie ein schüchternes Kichern. Lachen an sich ist ein seltsamer Vorgang, der sich irgendwo zwischen Zwerchfell, Lunge, Mund und Gehirn abspielt. Wir stoßen in unregelmäßigen Abständen Luft aus, meist kombiniert mit Geräuschen. Wobei es auch Leute geben soll, die dabei einatmen (kurzer Seitenblick nach Albanien).
Lachen ist aber auch ein Ausdruck der Unsicherheit. Wir alle haben bestimmt schon einmal mitgelacht, trotz dass wir etwas nicht verstanden haben. Das kommt nicht nur im mehrsprachigen Bereich vor. Durch das Lachen will man einfach dazugehören. Besonders peinlich wird es allerdings dann, wenn man dazu etwas gefragt wird und zugeben muss, dass man keine Ahnung hat, worum es ging.
Lachen diskreditiert. Es ist üblich, dass man sich über Sachen lustig macht, die man für absurd hält. Lachen in der Politik ist beliebt und gleichzeitig gefährlich, weil es die Gefahr und Ernsthaftigkeit der Lage unterschätzen kann. Weltweit wird gerade auch durch die Medien über absurde Charaktere und Ansichten gelacht, als ob es das die einzig mögliche Reaktion sei. Doch Lachen hat die Menschheit in der Politik bisher nicht weit gebracht.
Lachen spielt mit Macht. Über eine absurde Idee zu lachen, stiftet Gemeinschaft und grenzt gleichzeitig aus. Es stellt einem Lachgefährten an die Seite, mit denen man sich gemeinsam über eine Idee erheben kann. Wer die meisten Lacher auf die eigene Seite zieht, hat in einem Gesprächsverlauf gute Karten. Und das ist meistens gar nicht mehr so lustig. Wer zuletzt lacht, erklärt eine andere Sache für lächerlich, für lachhaft.
Und da tut Lachen weh. Wir alle waren da und wissen, wie es ist, wenn über einen selbst oder die eigene Ansicht gelacht wird. Wir alle kennen den Impuls, stillschweigend die Seite wechseln zu wollen, um auf der sicheren Seite mitlachen zu können. Ja, Lachen vereint. Polemik und Humor sind erlaubt. Ich wünschte nur, wir würden nicht wie die Elefanten im Porzellanladen trampelnd im Leben von anderen herumlachen.
Wenn andere deine Werte in den Dreck treten, dich als altmodisch, konservativ, oder im Gegenteil, zu modern, zu anders und neuartig belächeln, kannst du dir zwar gewiss sein, dass sie es tun, weil sie selbst Sicherheit und Bestätigung brauchen. Aber es kratzt an deiner eigenen Überzeugung und Sicherheit. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass Leute über Dinge lachen, die meinen Ansichten entsprechen, ohne zu wissen, dass sie dabei über mich lachen. Das ist verletzend, auch wenn ich weiß, dass es keine böse Absicht ist.
Es hat mich achtsamer darauf gemacht, über was ich lache. Ich weiß nur teilweise über das Weltbild der Leute Bescheid, die mir täglich begegnen. Jeder ist einem anderen Umfeld aufgewachsen und geprägt worden, da sollten uns verschiedene Weltanschauungen nicht überraschen. Da es uns bisher noch nicht gelungen ist, eine objektive Wahrheit zu finden, müssen wir uns gegenseitig unsere Ansichten zugestehen. Für mich ist es eine Frage des Respekts, ob ich versuche, andere zu verstehen und zu tolerieren, oder ob ich auf ihre Kosten lache, sie auslache, weil ich ihre Meinung nicht nachvollziehen kann.
Wenn ich eins gelernt habe in meinem Studium, dann ist es das Anliegen, alles zu hinterfragen. Das ist Erziehungswissenschaft, wie ich sie verstehe: Soziale Phänomene wahrnehmen, analysieren und reflektieren. Dafür schlägt mein Herz tatsächlich. Lachen ist eines dieser Phänomene, die definitiv eine genauere Betrachtung wert sind. Das sieht die Gelotologie, die Lach-Wissenschaft, ganz genauso.
Ich will gern einmal weniger mitlachen und einmal mehr nachfragen, damit mein Lachen andere nicht lächerlich dastehen lässt. Und damit Lachen ein Ausdruck der Freude bleibt. Schließlich gibt es genug schlechte Witze und Albernheiten in dieser Welt, die diesen seltsamen Vorgang zwischen Zwerchfell, Lunge, Mund und Gehirn in uns auslösen können.
[Hier könnte Ihr Flachwitz stehen.]